Blutgerinnungsstörungen beim Greyhound


Greyhounds haben eine Prädisposition für Blutgerinnungsstörungen.
Die meisten Halter sind sich dessen nicht bewusst und unglücklicherweise sind auch viele Tierärzte darüber nicht informiert.

Bilder jweils im verlinkten Originalpost


In den letzten 12 Monaten wurde diese Blutgerinnungsstörung bei 3 Hunden, die über PG adoptiert wurden, festgestellt.
Zwei überlebten. Einer nicht…eine süße zweijährige Hündin namens Kadin, die wir im Mai 2015 adoptierten und nur einen Monat später verloren.
Trotz aller Bemühungen dreier Kliniken und 8 Tierärzten, inklusive Dr. Cuoto, der ein national führender Experte bei Greyhound-Gerinnungsstörungen ist, hat Kadin es nicht überlebt.
Als Folge ihres unerwarteten Ablebens versuche ich dem Ganzen einen Sinn zu geben.
Nach ausgiebigen Gesprächen mit Dr. Cuoto und Mitgliedern der Greyhound Gemeinschaft (Züchter, Trainer, Tierärzte und Mitgliedern von Tierschutzorganisationen) und dem Lesen von einigen tierärztlichen Publikationen, habe ich nun Folgendes zusammengetragen:

Greyhounds haben eine abweichende Blutchemie als andere Rassen.
Die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) ist von Natur aus geringer und die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind von Natur aus höher als bei anderen Hunderassen.
Die Blutplättchen sind für die Gerinnung nach Operationen oder Verletzungen verantwortlich. Aufgrund dessen haben sie eine Prädisposition für das Auftreten von Gerinnungsstörungen.
Manche Greyhounds haben genetisch bedingt eine geringere Konzentration an Aminocapronsäure im Blut. Aminocapronsäure sorgt dafür, dass die Thrombozyten, wenn sie sich verklumpen, zusammengehalten werden und eine stabile Verbindung halten.
Das bedeuted bei einem Hund, der weniger Thrombozyten hat und eine geringere Konzentration an Aminocapronsäure für den Aufbau des Fibrinnetzes, dass innerhalb von 12 bis 24 Stunden die Blutung wieder aufbricht.
In der Folge reagiert der Körper sofort und die restlichen Thrombozyten werden dafür verwendet, diese Verletzung (operativ oder nicht) wieder zu verschließen.
Durch die fehlenden Blutplättchen verdünnt sich das restliche Blut im Körper des Hundes so stark, dass es beginnt durch Körpergewebe hindurch zu sickern.
Die Betroffenen mit denen ich gesprochen habe, erzählten alle, dass ihre Hunde davor entweder ein Unfall-Trauma (Kollision oder Platzwunde) oder einen operativen Eingriff hatten bevor die Probleme auftraten.
Auch eine simple Sterilisation oder Kastration kann diese Blutungen verursachen, in einem Fall war es sogar nur eine Blutabnahme.

Jedes Mal, wenn ein Greyhound blutet, sei es durch eine Prellung durch einen Aufprall, ein Hundebiss, eine Platzwunde oder einen operativen Eingriff, ist das Risiko für unkontrollierte Blutungen präsent.

Bei jedem dieser Blutgerinnungsstörungs-Fälle, schaffte der Hund es durch das ursprüngliche Trauma oder die OP gut. Erst nach 3 bis 5 Tagen wurde diese unkontrollierte Blutung offensichtlich.
Typischerweise manifestierte sich die Blutung unter der Haut, und zwar an einer Stelle, die von der ursprünglichen Trauma- oder OP-Stelle ein Stück entfernt lag.
Die meisten dieser Hunde erholten sich durch das Supplementieren der Aminocapronsäure.
Unglücklicherweise manche auch nicht. Bei der Obduktion dieser Hunde zeigte sich ein ähnlicher Zustand wie bei Kadin…Blutungen aus sämtlichen Körpergeweben.
Anders wie bei Kadin, die in Bauch- und Brusthöhle einblutete, hatten die anderen Hunde alle äußere Anzeichen von Blutungen.
Typischerweise war die Blutung subkutan (unter der Haut), einhergehend mit schweren Prellungen, Verfärbungen und Blutansammlungen unter den Haut.
Ich habe an den Artikel Fotos angehängt, die ich von anderen Haltern zur Verfügung gestellt bekommen habe, deren Hunde ebenfalls Blutgerinnungsstörungen haben.
Wie man auf den Fotos erkennen kann, sind die Einblutungen unterschiedlich schwer ausgeprägt. Aber all diese Hunde hätten sterben können, wenn sie nicht mit Amicar (der Handelsname des Aminocapronsäure-Supplements) behandelt worden wären.

Meine Nachforschungen haben ergeben, dass Blutgerinnungsstörungen bei Greyhounds gar nicht so ungewöhnlich sind.
Dieser Artikel wird auch dadurch gestützt, dass es allein im letzten Jahr 3 Fälle in der PG Familie gab.
Die Inzidenz scheint leider von Dekade zu Dekade zu steigen, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass die Anzahl der Zuchtrüden, die von Züchtern verwendet werden, limitiert ist und damit auch das genetische Material.
Es wurden bestimmte Blutlinien identifiziert, in denen die Wahrscheinlichkeit an Blutgerinnungsstörungen zu leiden und diese zu vererben, deutlich höher liegt. Nachkommen von Brett Lee, Flying Oak, Flying Penske und Dodgem By Design zum Beispiel.
Allerdings kann es auch in anderen Linien bei anderen Greyhounds zu Blutgerinnungsstörungen kommen.

Wie schon zuvor erwähnt, wissen viele Tierärzte über diese Gerinnungsstörungen bei Greyhounds nicht bescheid. Und die, die so eine Situation schon erlebt haben, sind mit dem Behandlungsprotokoll (inkl. Amicar) nicht vertraut.
Amicar ist eigentlich ein Humanpräparat, dass bei Hämophilie oder ähnlichen Gerinnungsstörungen verwendet wird.
Das Medikament supplementiert Aminocapronsäure, die dem Körper des Hundes in dem Moment fehlt und hilft so die Gerinnung aufrecht erhalten zu können.
Der Gebrauch bei Greyhounds ist geschichtlich nicht bekannt oder gut dokumentiert.
Mit Ausnahme von einigen Publikationen bei der Ohio State Universitiy Veterinary College, die auch Amputationen und Kastrationen in diesem Zusammenhang nennt.
Diese sind allerdings sehr technisch geschrieben, weil sie vor allem als tierärztliche Forschungsunterlagen dienen.
Mir wurde jedoch ein Artikel zur Verfügung gestellt, der Gerinnungsstörungen bei Deerhounds diskutierte und auch die Ohio State University Dissertation in Laiensprache mit einbrachte.
Es lohnt sich diesen zu lesen und auf jedem Fall seinem Tierarzt zur Verfügung zu stellen. Hier ist der Artikel zu finden:

http://www.iwclubofamerica.org/post-operative-bleeding

Eine der Ohio State Publikationen, die sich empfiehlt ausgedruckt mit zum Tierarzt zu nehmen, ist oben in dem Artikel verlinkt.
Zusätzliche Informationen, die für die tierärztliche Einschätzung wichtig sein könnten, sind hier in den folgenden Links zu finden:

http://www.vet.osu.edu/assets/pdf/hospital/bloodBank/wellness/research/WhyDoGreyhoundsBleed.pdf

http://www.greyhound-data.com/knowledge.php?b=3&note=859728

Greyhoundbesitzer sollten um die Gefahr von unkontrollierten Blutungen bei traumatischen Verletzungen oder invasiven Eingriffen, wissen.
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass es nichts Schlimmeres gibt, als nach Antworten und notwendigen Medikamenten zu suchen, wenn das Leben des Hundes am seidenen Faden hängt.
Aminocapronsäure ist normalerweise nicht im gängigen Arsenal der Apotheken und kann sehr schwer zu finden sein. Als wir es für Kadin brauchten, musste die Notfall-Klinik sieben Apotheken anrufen, bevor sie eine fanden, die es an Lager hatte.
Es ist sehr wichtig, den Tierarzt rechtzeitig zu informieren bevor es zu einem potenziellen Problem kommt, so dass der Tierarzt im Falle eines Falles die Medikation zur Hand hat.

Letztlich waren die Erfahrungen, die wir mit Kadin machen mussten, nicht typisch.
Trotzdem frage ich mich, ob wir sie hätten retten können, wenn wir um die Problematik früher gewusst hätten.
Bitte schaut Euch den Link mit dem Deerhound-Artikel an, diskutiert mit Eurem Tierarzt.
Wenn Ihr Mitglied in der Yahoo-Email-Gruppe seid, dann wisst Ihr sicher, dass Cheryl Sterner genau das gemacht hatte und als Ergebnis hatte ihr Tierarzt Amicar zur Verfügung und konnte es Kaley verabreichen als sie eine Platzwunde und genäht werden musste, was zu einer subkutanen Blutung führte.
Glücklicherweise erholt sich Kaley hervorragend.
Hug your hounds! (Drückt Eure Hunde!)


von Cheryl Kovaly, 26.04.2016
(Übersetzungsfreigabe liegt vor!)
Übersetzt von Bettina Kalmbach fürs Greyhound Forum

http://www.pgreys.org/assets/BLEEDING_DISORDERS_IN_GREYHOUNDS.pdf

http://info-hz.de/greyhound/viewtopic.php?f=133&t=9722

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