Kastration ein Umdenken ist notwendig!


Einer der wichtigsten Grundsätze der Medizin lautet: Nihil nocere! Niemals schaden! Für mich sieht es inzwischen fast so aus, als ob man einen Hund nicht mehr ohne strengste Indikationsstellung kastrieren könnte, ohne diesen Grundsatz zu verletzen. 

von Ralph Rückert, Tierarzt

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 Es ist und bleibt eine Manipulation in die körperliche Unversehrtheit eines Individuums, welches das Tier nicht selbst entscheidet, sondern wir. WIR veranlassen, dass einem gesunden Lebewesen wichtige Organe - die u.a. seinen komplexen Hormonhaushalt steuern - entnommen werden.

Deshalb sind wir in einer objektiven Selbstreflektion nicht besser als jene Menschen, die (früher) in Deutschland entschieden - und noch heute in anderen Ländern darüber entscheiden, einem Hund Ohren und/oder Rute zu kupieren

Noch schlimmer ist eine vorzeitige Frühkastration - die vor der Pubertät geschieht. Hier wird, meist aus humansexualfeindlichen Motiven, zweifelsfrei tierschändlich gehandelt: Eine Entwicklung zur Erwachsenenreife wird verhindert!

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Mich erschreckt das niemand diese auftretende Häufigkeit zur Schilddrüsenunterfunktion und das häufige auftreten bestimmter Krebsarten bei Kastrierten wahr nimmt und die Ursache dafür immer noch nicht erkennt! ! Begründung zur Hündinnen Kastration: das sie keine Gebärmuttervereiterung bekommt (was man als aufmerksamer Hundehalter erkennt) und das sie keine Gesäuge Tumore entwickelt. Aber dafür nimmt man die SDU, die Inkontinenz und das erhöhte Vorkommen von Knochenkrebs in Kauf. Was für ein Schwachsinn.

Wer im eigenen Haushalt 4 Hunde hält die aufgrund der Kastration gesundheitliche Probleme sowie Verhaltensauffälligkeiten zeigen, der muss sich darüber Gedanken machen und versuchen, diese Probleme kund zu tun, damit anderen Hunden und deren Haltern diese Probleme erspart bleibt oder nicht blind und ahnungslos ins Verderben laufen.

Mit Gitano haben wir den Horror schlechthin hinter uns! Niemals wünsche ich Irgendjemanden diese Probleme, die wir durch die Kastration bekommen haben! Aggesives Verhalten gegenüber Artgenossen beiderlei Geschlechts. Grundloses Zubeißen sodass Tierärztliche Hilfe notwendig ist. Über zwei Jahre mussten wir alle mit seinen uinkontrollierbaren Ausrastern leben und leiden. Denn nicht nur die Hunde, die er zerlegte haben gelitten, sondern er selber genauso, denn nach jeder Beißattacke brach er innerlich immer mehr zusammen. Zwei Jahre haben wir nach der Ursache und der Lösung gesucht. Zwei Jahre, wo mir niemand glaubte, das es mit dem Tag der Kastration anfing. Zwei Jahre wo wir alle durch die Hölle gegangen sind, bis wir fast soweit waren, Gitano in anderen Hände zu geben zum Schutz von uns allen, da er in diesen Moment weder Freund noch Feind kannte und selbst auf uns Menschen losging!

Nach zwei langen Jahren die Lösung: Schilddrüsenunterfunktion, ausgelöst durch fehlende Geschlechtshormone. Diese begünstigen das Eintreten der Unterfunktion! Tierärztlich bestätigt!!

Troy war in Spanien als lebenslustiger und freundlicher Hund beschrieben, der mit Niemandem ein Problem hätte. Er war zu dem Zeitpunkt nicht kastriert. Er wurde dort auch nicht kastriert, wo er gewartet hat bis er ausreisen konnte. NEIN, er wurde erst später auf dem Weg von Spanien nach Deutschland kastriert. Was bei uns ankam war ein Bündel aus Angst, Fremdhundaggressionen, Panikattacken, Verweigerung von fast allem was Neu war. Er entsprach in keinem einzigen Satz mehr dem Hund, wie er ihn Spanien beschrieben wurde. Er war ein seelischen Wrack, dessen Fell Jahr für Jahr mehr ausging und der jetzt nur noch ganz wenig Fell hat. Jahrelang mussten wir von Tierarzt zu Tierarzt um ihn untersuchen zu lassen, was ihm fehlen könnte. Das wir mittlereile einen Kleinwagen in diesen Hund investiert haben, dessen Verhalten und Fellproblem so gut wie sicher auf die Kastration zurück zu führen ist.

(Auszug der Hundetrainerin C.Boecker

Psychische Störungen wie zum Beispiel "Angst-Aggrression", bspw. durch schlechte Sozialisierungprozesse während der dritten bis zwölften Lebenswoche - bleiben, weil das Verhalten nicht nur von Hormonsteuerungen abhängt. Hier kann es sich ggf. sogar noch verstärken, da das Hormon "Testosteron" (= Selbstbewusstseinshormon) reduziert wird.)


Pearl, kam damals unkastriert - zwar totkrank, aber sie überlebte. Sie war nicht kastriert. Als sie gensen war und bei ihrer ersten Läufigkeit extrem gelitten hat, haben wir den Fehler gemacht, und sie kastrieren lassen. Diesen Fehler kann ich niemandem anhängen, diesen habe ich selber gemacht. Weil ich bis Dato noch immer nich die kompletten Einflussfaktioren einer Kastration erkannt habe. Anstatt sie einfach bei ihrer Läufigkeit homöopathisch zu unterstützen haben wir den falschen Weg gewählt. Seither haben wir das Problem der Inkontinenz. "Noch" nicht so schlimm, dass wir auf ständige Medikamtengabe angewiesen sind, allerdings immer wiederkehrend. Und wir können nur hoffen, dass es mit den Jahren nicht schlimmer und nicht zu einem Dauerhaften Problem wird, wie so viele Hündinnen es nach der Kastration haben. Davon kenne ich mittlerweile leider einige.

Dann Asim - er wurde mit geschätzen 8 Monaten kastriert. Angeblich sei er bereits 3 Jahre alt, hieß es. Hätte ich damals gewusst, das er noch keine 12 Monate alt war, hätte ich auf biegen und brechen versucht den Hund so zu bekommen - oder wäre sogar von der Stelle zurückgetreten. Denn sehends in ein neues Kastrationsunglück wollte ich nicht noch einmal rennen.

Dann kam der Knirbs, jaja, angeblich auch 72cm und 3 Jahre, kam da ein 65cm kleiner und nicht mal ausgewachsener KASTRIERTER Junghund. Mit dem Problem der Frühkastration kämpfen wir immer noch. Er entwickelte keinerlei Souveränität, der kann mit anderen Hunden nicht umgehen, er ist unsicher, pampig, angstaggressiv und ist auf Streit aus, wenn ihm andere Hunde zu nahme kommen.

Es leben zwei intakte Rüden und zwei intakte Hündinnen bei mir im Haushalt. Auch ohne Zuchtgedanke ist das absolut problemlos zu managen und hier ist absolut keine Kastration notwendig um irgendwelche Stress Situationen oder unerwünschtes Verhalten oder was auch immer angeführt wird für Gründe zur Kastration abzuwenden. Es sind wenige Tage im Jahr - die besondere Berücksichtigung verlangen ....also wenn man die nicht für seinen Hund aufwenden kann .....  ???

 

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Pauschale Kastration im Tierschutz gehört untersagt! 

Kastration aus Bequemlichkeit?

Kastration weil man nur so "verantwortungsbewusst" Hunde hält?

Kastration weil man eh keinen Nachwuchs will?

Kastration weil man Männlein und Weiblein hält!

Kastration weil man mit dem wahren Hund nicht recht kommt ?!

etc. etc. etc.

Was man nicht alles hört, wenn es um das Thema geht. Viel zu oft hört man auch, ach, bisher ging doch immer alles gut. Wir hatten noch nie Probleme ....

Ja, aber WER denn ein Problem hat, der denkt darüber nach, was er wirklich seinem Hund angetan hat!

Und ich bin mir sicher, fast jeder würde alles dafür geben, wenn er die Kastration rückgäng machen könnte.

Wer sich wirklich für seinen Hund interessiert und die Verantwortung für ihn übernhmen will, der sollte sich folgende Beiträge GENAU durchlesen und darüber nachdenken, ob es wirklich "so gut" ist seinem Hund das anzutun!!!

Und ja, jetzt wird es vielleicht unangenehm für den einen oder Anderen Hundebesitzer, der einen Kastraten hat und jetzt feststellt, dass so manches jetzt einen Sinn ergibt:

 

z.B.

ein paar Auszüge aus einem Bericht von einem sehr kompetenten (wer ihn kennen lernen möchte sollten mal seinen Block regelmäßig besucht - da sagt endlich mal jemand, was Sache ist!) Tierarzt!

1. Wir lebten in der Überzeugung, dass wir den Hunden auf jeden Fall etwas Gutes tun. Diesbezüglich wird uns aber nun gerade der Teppich unter den Füßen weggezogen! Wenn Sie es irgendwo laut krachen hören, könnte das der Aufprall unseres kollektiven tiermedizinischen Hinterns auf dem Boden sein.

...

2. Es ist nicht so, dass ich nicht schon seit einigen Jahren die Glocken hätte läuten hören. Immer wieder kamen Studien heraus, die den Verdacht nährten, dass die Nebenwirkungen der Kastration des Hundes bei beiden Geschlechtern weit über das hinausgingen, was wir bisher für gegeben erachtet hatten

...

3. Das Hauptproblem, mit einem Wort ausgedrückt, ist Krebs! Mit der Kastration wird einerseits das Auftreten bestimmter Tumore verhindert, andererseits aber steigt das Risiko für andere Krebsarten, und zwar wahrscheinlich so deutlich, dass das gesamte bisherige Kastrationskonzept in Frage gestellt wird.

 ...

4. aber alles in allem muss man feststellen, dass kastrierte Tiere beiderlei Geschlechts ein teilweise um ein Mehrfaches erhöhtes Risiko aufwiesen, an bestimmten Krebsarten (Mastzelltumore, Hämangiosarkom, Lymphosarkom) zu erkranken, und das auch noch zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als intakte Artgenossen. Auch bestimmte Verhaltensstörungen, vor allem die Angst vor Gewittern, kamen bei kastrierten Tieren deutlich häufiger vor. Andere Studien belegen, dass das Risiko für die Entwicklung eines Osteosarkoms (Knochenkrebs) für kastrierte Hunde um das drei- bis vierfache erhöht ist. Selbst die Datenlage zur Verhinderung von Gesäugetumoren durch die Kastration steht unter Beschuss. Und bösartige Prostatatumoren beim Rüden treten bei Kastraten nicht seltener, sondern häufiger auf!
Insgesamt wird die erhöhte Anfälligkeit für Tumorerkrankungen aktuell mit einer durch den Wegfall der Geschlechtshormone zusammenhängenden Beeinträchtigung des Immunsystems in Zusammenhang gebracht. Dafür spricht auch, dass bei kastrierten Hunden offenbar sogar eine höhere Infektanfälligkeit nachzuweisen ist.

5. Besonders bedrückend ist für mich, dass eine Kastration fast sicher das Auftreten von Hämangiosarkomen, den berüchtigten Milztumoren, fördert. Ich bin auf diese Erkrankung in einem früheren Blogartikel schon einmal eingegangen. Mit dieser extrem bösartigen und gefährlichen Tumorart haben wir es bei älteren Hunden andauernd zu tun. Unsere Nandi wurde aufgrund metastasierter Milztumore eingeschläfert. Die Vorstellung, dass wir diese fiese Krankheit durch Kastration auch noch gefördert haben sollen, finde ich einfach schrecklich. Meine amerikanische Kollegin und Krebsspezialistin Alice Villalobos findet dafür einen sehr passenden Ausdruck: Earth shattering!

6. Damit leider nicht genug: Auch verschiedene orthopädische Probleme werden inzwischen mit der Kastration in Verbindung gebracht. Bezüglich Kreuzbandrissen scheint es bereits unumstritten festzustehen, dass diese Verletzung bei kastrierten Tieren deutlich häufiger vorkommt. Es gibt aber auch Hinweise, dass sogar Hüftgelenkarthrosen bei Kastraten früher und schlimmer auftreten. Letzteres scheint aber noch nicht wirklich sicher. Ziemlich klar dagegen ist der Zusammenhang zwischen der Kastration und der häufigsten endokrinologischen Störung des älteren Hundes, der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). 

der ganze Artikel - man sollte sich die Zeit dafür nehmen!

http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951

oder ein Bericht einer anderer Tierärztin!

Die Kastration des Hundes, Segen oder Fluch?

Die Kastration des Hundes ist die Grundvoraussetzung, wenn man seinem Tier ein langes, gesundes und schönes Leben bereiten will. 
Diese Aussage hielten wir Tierärzte sehr lange für die absolute Wahrheit, doch gerade in jüngster Zeit häufen sich die Studien, die uns aufhorchen und zweifeln lassen sollten. 

Als sorgfältige Tierärztin, verantwortungsbewusste Reproduktionsmedizinerin und gewissenhafte Hundehalterin kann ich gar nicht anders, als mich mit diesem Thema ausführlich auseinander zu setzen.
Nie wurde intensiver und hitziger über dieses Thema diskutiert als jetzt. 
Ich möchte in diesem Artikel die neuesten Studien kurz zusammenfassen, aufklären und sowohl Kollegen, Hundebesitzer und auch ganz besonders den Tierschutz zum Nach- und vielleicht sogar Umdenken anregen. 

Was ist die Kastration eigentlich? 
Die Kastration bezeichnet einen Eingriff der entweder zur Funktionsunfähigkeit oder Amputation der Keimdrüsen, also der Hoden beim männlichen und der Eierstöcke beim weiblichen Lebewesen führt. Durch das Entnehmen oder funktionsunfähig Machen der Keimdrüsen wird das Lebewesen unter anderem unfruchtbar gemacht. Auch alle anderen Funktionen der Keimdrüsen, wie zum Beispiel die Hormonproduktion, entfallen. 

Ist Sterilisation das Gleiche? 
Nein, ist es nicht. Die Sterilisation ist die Unfruchtbarmachung durch Durchtrennung der Ei- bzw. Samenleiter. Das Lebewesen bleibt hierbei sexuell voll funktionsfähig, wenn auch ohne “Ergebnis”. Auch die Hormonproduktion wird nicht beeinflusst. 

Was sagt die Wissenschaft? 
Noch vor kurzer Zeit wurde von uns Tierärzten aus gesundheitlichen Gründen immer zur Kastration geraten. Die Hündin sei dann vor der gefährlichen Gebärmuttervereiterung und auch vor bösartigen Gesäugetumoren geschützt, glaubte man. Der Rüde sei dann weniger aggressiv, konzentrationsfähiger und insgesamt ein glücklicherer Begleiter des Menschen, dachten wir. 
Wer konnte schon ahnen, dass z. B. die Studie, die angeblich belegt, dass kastrierte Hündinnen deutlich seltener an Gesäugekrebs sterben, ein wenig geschönt worden war? 

In der Natur der Medizin liegt es, dass Schlussfolgerungen und Behauptungen immer wieder überprüft und nachvollzogen werden. Dies führte zu mehreren Studien, die sich mit dem Einfluss der Kastration auf Rüden und Hündinnen und den Konsequenzen hieraus beschäftigten. 

Zu unserer Überraschung ergaben sich durch die Kastration nicht nur die bekannten Probleme wie Gewichtszunahme und ein Risiko der Inkontinenz sondern ein höheres Risiko für eine mannigfaltige Palette von Erkrankungen: 

Krebs
Immer deutlicher wird, dass Geschlechtshormone weitaus mehr Funktionen haben, als wir bisher dachten. Unter anderem fällt auf, dass in mehreren Studien das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung bei kastrierten Tieren belegt werden konnte. 
Zu den Krebsarten, die teilweise signifikant häufiger auftreten, gehören unter anderem: 
— Hämangiosarkome (Tumore des blutbildenden Systems wie z.B. der Leber oder der Milz)
— Mastzelltumore (schwer therapierbarer Hautkrebs)
— Lymphome (eine Art Leukämie)
— Prostatakarzinome 
— Osteosarkome (sehr aggressiver Knochenkrebs)

Schilddrüsenunterfunktion
Für kastrierte Tiere ist das Risiko an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken statistisch ebenfalls höher, als für unkastrierte. In der Tiermedizin fehlt es grundsätzlich an soliden Studien und weiterführenden Erkenntnissen zum Thema Schilddrüse. Daher ist eine Aussage, warum dies häufiger auftritt, zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Sicher ist nur, dass es das tut. 

Inkontinenz
Die Inkontinenz ist wohl die bekannteste kastrationsbedingte Erkrankung, die wir beim Hund kennen. In den Studien ist die Rede z.B. von 20 - 40 % der Hündinnen die im Mittel 2,8 Jahre nach der Kastration inkontinent werden. Nicht immer kann man diese Inkontinenz therapieren, ein Leben mit Windeln ist im schlimmsten Falle die bittere Konsequenz. 
Aber auch Rüden können nach der Kastration inkontinent werden. 
Die Ursache hängt, soweit wir es wissen, mit der fein abgestimmten Balance verschiedener Hormone zusammen. LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikel stimulierendes Hormon) steigen durch die Kastration stark an und wirken auf die Schliessmuskel. Desweiteren fehlt es durch die Auflockerung des Bindegewebes nach der Kastration an Gegendruck am Schliessmuskel. 
Was für andere Mechanismen zusätzlich eine Rolle spielen, ist noch nicht bekannt. 

Kastrationsvaginitis und Blasenentzündungen 
Durch den Wegfall der Östrogene und die Lockerung des Bindegewebes erschlaffen die Schamlippen der Hündin, rollen sich ein wenig ein und reiben so mit der behaarten Seite konstant über die Schleimhaut. Daraus resultiert eine Reizung und zunächst eine mechanische Entzündung.
Durch vermehrtes Belecken verbringt die Hündin Keime auf die gereizte und verletze Vaginalschleimhaut und es kann zu einer aufsteigenden Infektion kommen. 
Dies könnte einer der Gründe sein, warum kastrierte Hündinnen auffallend häufiger an einer Blasenentzündung leiden, als nicht kastrierte.

Kreuzbandriss sowie HD/ED Komplex
Diese Gelenkerkrankungen sind, wie wir heute wissen, in der Regel genetisch bedingt, aber die Schwere und Ausprägung der Erkrankung hängt von beeinflussenden Faktoren (also der Umwelt) ab. 
Wir beobachten ein deutlich höheres Auftreten dieser Erkrankungen vor allem bei Hunden, die noch vor dem Abschluss des Körperwachstums kastriert wurden. Bedenken wir, dass die großen und mittelgroßen Rassen fast alle 3 Jahre brauchen, um ausgewachsen zu sein, und selbst das Wachstum bei Zwergrassen oft erst mit ca. einem Jahr als wirklich abgeschlossen gilt, müssen wir konsequenter Weise zum einen, die zeitliche Definition einer “Frühkastration” überdenken und zum anderen, der Tatsache ins Auge blicken, dass auch hier die Kastration alles andere als einen positiven Einfluss auf die Gesundheit unserer Hunde hat. 

Verhaltensauffälligkeiten
In diversen Studien zeigte sich, dass sehr früh kastrierte Hunde häufiger im Leben z.B. eine Geräuscheangst entwickeln. Hier fehlen aber tiefgründige Studien um endgültige Aussagen zu treffen. 
Auch ist eine Kastration nicht immer zwingend eine Lösung für Aggressionsprobleme. Es sollten mit Hilfe eines verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarztes zunächst sehr gründlich und ausführlich mögliche Ursachen und sinnvolle Trainings- und Therapiemethoden ausgelotet werden.
Manchmal löst die Kastration sogar Aggressionsprobleme erst aus.

Magendrehung
Auch hier fehlt es an großen und aktuellen Studien, aber sowohl Tierärzte als auch Besitzer und Züchter beobachten, dass kastrierte Hunde öfter unter einer Magendrehung leiden, als unkastrierte. Die bereits erwähnte, mit der Kastration einhergehende Bindegewebsschwäche könnte eine mögliche Ursache hierfür sein.

Übergewicht
Mit der Kastration kommt es zu diversen Umstellungen in den Hormonkreisläufen, dies führt zu einem grundsätzlich niedrigeren Grundbedarf. Zum anderen verschieben sich die Bedürfnisse des Tieres und Futter wird interessanter. Sind sich die Halter dessen nicht bewusst, kommt es nicht selten zum Übergewicht der Tiere, hin und wieder sogar bis hin zur Gesundheitsgefährdung. 

Fellveränderungen
Dies ist wohl die am wenigsten schlimme Nebenwirkung der Kastration, die dennoch der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben soll. Bei bestimmten Rassen (z.B. Irish Setter) kommt es nach der Kastration zu einer deutlichen Fellveränderung. Das Fell wird länger, wolliger und dichter, so dass die Pflege teilweise sogar rasseuntypisch zeitintensiv wird. 

Was sagt das Tierschutzgesetz? 
In Deutschland ist die Kastration von Hunden ohne medizinischen Grund im Sinne des Gesetzes verboten. 
Das heißt, prinzipiell machen sich sowohl der Auftraggebende (Halter) als auch der Ausführende (Tierarzt) strafbar, wenn einem Tier ohne medizinische Notwendigkeit die Keimdrüsen entfernt werden. 

Was ist mit dem Tierschutz? 
Im Tierschutz hat sich seit einer langen Zeit die Kastration des Hundes als Mittel der Wahl zur Populationskontrolle eingebürgert. Ist das Tier noch nicht kastriert, muss der neue Halter dies laut Schutzvertrag durchführen lassen. Eine Auseinandersetzung mit der Gesetzeslage und auch mit den gesundheitlichen Konsequenzen fehlt bisher, ebenso werden Alternativen, wie z.B. die Sterilisation nicht in Betracht gezogen. 

Aus verhaltensbiologischer Sicht könnten die Kastrationen von Strassenhunden unter Umständen sogar weniger förderlich sein, als wir bisher gehofft haben. 
Hierbei möchte ich betonen, dass dieser Teil des Artikels meine persönlichen Überlegungen widerspiegelt und leider noch keine mir bekannte Studie hierzu existiert: 
Aus Verhaltensbeobachtungen wissen wir, dass dominante* Rüden sowie dominante* Hündinnen sich bemühen, die Anzahl der sexuell aktiven Tiere in der Gruppe recht klein zu halten. Je weniger Hündinnen belegt werden, desto weniger Welpen müssen versorgt werden. Je weniger Hündinnen also Nachwuchs haben, desto größer ist die Chance der Welpen der dominanten* Hündinnen optimal versorgt zu werden. 

Bei den Rüden ist es ähnlich, je weniger Rüden tatsächlich sexuell aktiv sind, um so sicherer werden sich die Gene des dominanten* Rüden durchsetzen. 

Das heißt in der Konsequenz, die dominanten* nicht kastrierten Individuen helfen durchaus, die unkontrollierte Vermehrung einzudämmen. 
Kastriert man diese Tiere nun, fallen sie aus diesen Gruppenstrukturen heraus und verhindern auch keine Vermehrung anderer mehr. 
Würde man diese Tiere sterilisieren, könnte man sich deren natürliches Kontrollverhalten zu nutze machen, ohne jedoch, dass diese Tiere weitere Nachkommen produzieren. 

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich hieraus durchaus große Vorteile für die Populationseindämmung von z.B. Strassenhunden ergeben könnten. 

*Der Begriff “dominant” ist veraltet und ethologisch nicht mehr korrekt, jedoch weiß ich im Moment keinen besseren. 


Wie kann man seine Hündin vor Gebärmutter- oder Gesäugeerkrankungen schützen?
Heute wissen wir, dass das Risiko einer nicht kastrierten Hündin an einem bösartigen Gesäugetumor zu erkranken, deutlich niedriger ist, als die “berühmte Studie” uns glauben machen wollte. Dennoch besteht das Risiko. 
Ebenso wie beim Menschen ist bei der Hündin das frühzeitige Erkennen und Behandeln dieser Wucherungen entscheidend. 
Auch eine Gebärmutterentzündung ist keine Erkrankung die innerhalb von ein paar Tagen von “gesund” zu “tödlich” umschlägt. Lange bevor es der Hündin lebensbedrohlich schlecht geht, kann man bereits Veränderungen an der Gebärmutter erkennen. 

Ausschlaggebend für einen positiven Ausgang ist der Diagnosezeitpunkt. Hier müssen Tierärzte ebenso wie Hundehalter umdenken und sich die Möglichkeiten der Prophylaxe zu Nutze machen.
Ein Abtasten des Gesäuges alle 4 - 6 Wochen kann Wucherungen bereits im kleinsten Stadium aufdecken und ein schnelles Eingreifen das Risiko minimieren. Ein einigermaßen geübter Besitzer kann Veränderungen ab ca. Reiskorngrösse ertasten. Entfernt man Wucherungen, so lange sie unter 0,5 cm groß sind, sind die Chancen herausragend gut, dass selbst bösartige Tumoren noch nicht gestreut haben.
Ähnlich einfach ist die Gebärmutterprophylaxe, ca 2 - 4 Wochen nach jeder Läufigkeit sollte die Gebärmutter von einem geübten Reproduktionsmediziner für Kleintiere mittels Ultraschall beurteilt werden. Das allein genügt schon, um durch eine rechtzeitige Erkennung und Therapie diese Erkrankungen zu beseitigen, lange bevor sie lebensbedrohlich werden.

Was kann man beim Rüden gegen Vorhautentzündungen und Prostataprobleme tun? 
Auch hier gibt es sehr viele Therapiemöglichkeiten, die man ausprobieren sollte, bevor man tatsächlich die Kastration durchführt. Ebenso ist eine Kontrolle (ca. alle 12 Monate) mittels Ultraschall sinnvoll. 

Ist ein Kastrationschip eine bessere Variante? 
Eine sehr moderne und in Deutschland noch nicht sehr gängige Methode der Kastration “auf Zeit” ist der Kastrationschip. Dies ist im Grunde nichts anderes als ein reiskorngrosses Stück Gewebe, welches unter die Haut gepflanzt wird.
Das Gewebe enthält ein bestimmtes Hormon (GNRH) welches eigentlich nur im Gehirn wirkt und dort bestimmte Weichen (nämlich die Hormone FSH und LH) umstellt und dadurch die Produktion von Testosteron im Körper abschaltet. 
Dies ist tatsächlich während der Wirkungsdauer des Chips gleichbedeutend mit einem Zustand, wie man ihn auch mit einer operativen Entfernung der Keimdrüsen erzeugt. Der Unterschied ist lediglich, dass die OP nicht mehr Rückgängig zu machen ist, der Chip jedoch irgendwann an Wirkung verliert. 
Der Chip ist also während er wirkt gleichzusetzen mit einer Kastration, mit allen Vor- und Nachteilen, Wirkungen und Nebenwirkungen. 

Was sollte die Konsequenz aus diesen Ergebnissen sein?
Ich hoffe, dass dieser Artikel für Hundebesitzer, Tierärzte und auch Tierschutzorganisationen moderne Denkanstöße liefert und ein Umdenken provoziert, welches letztendlich in unser aller Sinne sein sollte: nämlich informierte, verantwortungsbewusste und gute Entscheidungen im Sinne unserer vierbeinigen Familienmitglieder treffen zu können. 

Nicht immer ist eine Kastration der falsche Schritt, jedoch sollte diese Entscheidung individuell, wohl überlegt und abgewägt getroffen werden, ausschliesslich, wenn die Vorteile der Kastration für dieses bestimmte Tier die Nachteile überwiegen. 

Für Interessierte und Kollegen hier die Studien, die als Quellen für diesen Artikel dienten:http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24432963 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11439769
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25020045
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23418479
http://avmajournals.avma.org/doi/abs/10.2460/javma.243.9.1218?url_ver=Z39.882003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub%3Dpubmed&

© 2015 
Allana Kasperczyk 
Tierärztin 
www.kardiologie-vet.de

Tierarztpraxis Allana Kasperczyk

 

Und endlich steigen auch immer mehr Tiertrainer in die Materie ein!

http://www.hundeausbildung-boeker.de/kastration1.html

(Nehmen Sie sich Zeit, sich gerade mit diesem Thema näher zu befassen, denn es kann Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten Ihres Hundes haben - oder dieses erklären. So wie ich, die vor vielen Jahren ein 100 %-Kastrationsbefürworter war, mich jedoch intensivst mit diesem Thema befaßt habe und deshalb heute ein 12-jähriger unkastrierter ("intakt" = Fachbegriff für unkastriert) Rüde bei uns lebt.  )

 

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