Vergiftung/Rattengift


Weitere Bezeichnungen: Kumarin-Vergiftung, Vergiftung durch ein Rattengift

Cumarin ist eigentlich eine ungiftige Substanz, die natürlicherweise in Steinklee vorkommt. Chemische Abkömmlinge von Cumarin, so genannte Cumarinderivate sind jedoch hochgiftige Stoffe, die vorwiegend als so genannte Rodentizide zur Bekämpfung von Schadnagern eingesetzt werden.

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 Es gibt viele verschiedene Cumarinderivate, unter anderem sind folgende Stoffe in im Handel gebräuchlichen Rattengiften enthalten: Cumachlor, Cumatetralyl, Cumafuryl, Chloraphacinon, Dicumarol u.v.a.

Die Wirkungsweise dieser Stoffe ist gleich, sie unterscheiden sich jedoch in der Schnelligkeit ihres Wirkungseintritts und in ihrer Wirkungsdauer: ältere Mittel, so genannte Cumarinderivate der ersten Generation, wirken etwa 14 Stunden nach der Aufnahme des Giftes. Die neueren Cumarinderivate der zweiten Generation zeigen erst nach einigen Tagen eine Wirkung. Dieser verzögerte Wirkungseintritt ist beabsichtigt: Wenn ein Schadnager direkt nach dem Fressen des Giftes Symptome zeigen oder sterben würde, würden die anderen Tiere das Gift nämlich nicht mehr fressen.

Ursachen

Rodentizide, die hier im weiteren Verlauf vereinfacht als Rattengift bezeichnet werden, können von Hunden über verschiedene Wege aufgenommen werden:

direkte Aufnahme des Giftes bei unsachgemäßer Lagerung
direkte Aufnahme von Gift, das von Schadnagern verschleppt wurde
Fressen von Schadnagern, die Rattengift aufgenommen haben
Das Gift gelangt in den Magen-Darm-Trakt und wird dort in den Blutkreislauf aufgenommen. Dort führt Rattengift zu einer Störung der Blutgerinnung und zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Blutgefäße: Es entstehen ausgeprägte innere Blutungen.

Leitsymptom

Blutungsneigung
Symptome

Die klinischen Symptome einer Vergiftung mit Rattengift können sehr unspezifisch sein. Sie hängen stark von der aufgenommen Dosis sowie davon ab, wo die Blutungen auftreten. Eine wiederholte Aufnahme von kleinen Mengen des Gifts kann schwerwiegendere Folgen haben als die einmalige Aufnahme einer großen Giftmenge!

Krankheitszeichen treten bei neueren Cumarinderivaten erst einige Tage nach der Aufnahme des Giftes ein, weil es im Körper verzögert zu wirken beginnt. Symptome können über mehrere Wochen auftreten. Allgemeine Symptome einer Cumarin-Vergiftung sind blasse Schleimhäute (Anämie), Erbrechen, Futterverweigerung und Teilnahmslosigkeit.

Hauptsächlich besteht jedoch nach der Aufnahme von Cumarinderivaten eine starke Blutungsneigung, die sich durch Nasenbluten, Zahnfleischbluten, blutigen Auswurf beim Husten sowie durch Blut in Urin oder Kot äußern kann. Die weiteren Symptome hängen davon ab, in welchen Organen die Blutungen stattfinden. Bei Blutungen in den Herzbeutel (Perikarderguss) kommt es zu einer eingeschränkten Herzleistung mit erhöhter Herzschlagfrequenz. Lungenblutungen oder Blutungen in den Pleuralspalt führen zu einer mangelhaften Belüftung der Lunge und dadurch zu Atemnot. Auch Lahmheiten können auftreten, wenn es zu Einblutungen in Gelenke kommt. Außerdem entstehen vermehrt Blutergüsse unter der Haut.

Wenn sehr große Mengen oder wiederholt Rattengift gefressen wurde, können die Blutungen so stark sein, dass plötzlich Schocksymptome auftreten und der Hund stirbt.

Diagnose

Idealerweise hat der Hundebesitzer einen konkreten Verdacht und die Aufnahme des Giftes liegt erst wenige Zeit zurück. In diesem Fall zeigt der Hund noch keine Symptome, das Gift kann jedoch im Mageninhalt oder in Resten des gefressenen Kadavers nachgewiesen und eine Behandlung eingeleitet werden.

Weitaus häufiger frisst der Hund das Gift jedoch vollkommen unbemerkt und wird mit bereits bestehenden Symptomen in der Praxis vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gift praktisch nicht mehr nachweisbar, wodurch die Diagnose der Vergiftung sehr schwer ist. In diesem Fall sind der Vorbericht (besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass der Hund Gift oder einen vergifteten Tierkadaver gefressen hat?) und die klinischen Symptome von großer Bedeutung. Bei Verdacht auf eine Vergiftung kann mit Hilfe einer Blutuntersuchung der Gerinnungsstatus des Blutes bestimmt werden. Zusätzlich können Röntgenbilder angefertigt oder Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, um Blutansammlungen in einzelnen Organen sichtbar zu machen.

In Einzelfällen ist das Ergebnis all dieser Untersuchungen nicht eindeutig, die Symptome sprechen jedoch weiterhin stark für eine Cumarin-Vergiftung, und andere Erkrankungen können weitestgehend ausgeschlossen werden. In diesen Fällen kann ein Therapieversuch eingeleitet werden, der bei Erfolg den Diagnoseverdacht bestätigt.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich stark danach, wann der Hund in der tierärztlichen Praxis vorgestellt wird.

Wurde das Gift erst vor wenigen Stunden aufgenommen, muss verhindert werden, dass das Gift in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Der Hund wird zum Erbrechen gebracht, so genannte Aktivkohle wird gefüttert, die das Gift im Magen und Darm binden kann und auch Abführmittel werden verabreicht, um Gift im Enddarm zu erreichen.

Diese Behandlungsmaßnahmen sind jedoch zwecklos, wenn der Hund bereits Vergiftungssymptome zeigt, da dann bereits alles Gift entweder in den Blutkreislauf aufgenommen wurde oder über den Kot ausgeschieden wurde. Ab diesem Zeitpunkt wird eine so genannte Antidot-Therapie mit Vitamin K durchgeführt. Dieses Vitamin kann in hoher Dosierung das normale Gerinnungsverhalten des Blutes innerhalb weniger Stunden wiederherstellen. Um einen schnellen Wirkungseintritt zu erzielen, wird Vitamin K anfangs meist intravenös, also direkt in ein Blutgefäß verabreicht. Nach einigen Tagen kann auf Tabletten umgestellt werden. Diese Tabletten sollten immer gleichzeitig mit dem Futter gegeben werden. Zusätzlich kann ein Löffel Haushaltsöl unter das Futter gemischt werden, da dies die Aufnahme des Vitamins im Magen-Darm-Trakt erleichtert und dadurch besser wirken lässt. Zusätzlich wird regelmäßig der Gerinnungsstatus des Blutes überprüft, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren. Diese orale Gabe von Vitamin K muss – je nach aufgenommenem Gift – über einen Zeitraum von mindestens zwei oder sogar bis zu sechs Wochen erfolgen. Das liegt daran, dass einige Cumarinderivate bis zu einen Monat lang im Körper wirken. Einige Tage nach Absetzen des Vitamins muss der Gerinnungsstatus unbedingt durch eine erneute Blutuntersuchung überprüft werden. Bei schlechten Gerinnungswerten muss die Vitamin-K-Gabe gegebenenfalls verlängert werden.

Neben dieser Antidot-Therapie sind meist zusätzliche Behandlungsmaßnahmen erforderlich. Der behandelnde Tierarzt wird diese je nach Zustand des Hundes durchführen:

Infusionen
Bluttransfusionen
Beatmung
Antiemetika zur Stillung des Brechreizes
Ruhigstellung/Wärmelampe/gepolsterte Unterlagen
Prognose

Die Prognose einer Cumarin-Vergiftung hängt stark davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Vergiftung erkannt und eine Behandlung eingeleitet wird. Ebenfalls entscheidend ist die Lokalisation der Blutungen. Insbesondere Blutungen in den Herzbeutel oder die Lunge können schnell lebensbedrohliche Auswirkungen haben.

Stand: 13.10.2012, © Copyright by http://www.enpevet.de

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